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«Ein grosser Schatz geht verloren» - 22. September 2021

«Armenien war das erste christliche Land, es nahm im Jahr 301 den christlichen Glauben als Staatsreligion an. Wir waren später 73 Jahre Teil der Sowjetunion und des Kommunismus. Danach erhielten wir unsere Unabhängigkeit. Durch eine friedliche Revolution haben wir unsere Demokratie vor drei Jahren erhalten», sagt Agnes Büttler-Avagyan.

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Vor einem Jahr ereignete sich der Krieg mit dem Nachbarland Aserbaidschan. «Das dauerte 44 Tage. Viele junge Menschen starben. Der Schock war, dass wir alleine stehen gelassen wurden. Die Menschenrechts-Organisationen und all die schönen Organisationen, bei denen wir seit 30 Jahren mitmachen, erhielten wir keinen Schutz. Auch die Aufmerksamkeit der weltmedien war klein, das Volk hat sich allein gefühlt.»

Kollektives Trauma

Der Alltag funktioniere im Land. «Man sieht Geburtstagsfeste, das Leben läuft weiter. Wenn man aber mit jemandem spricht, gibt es niemanden, der nicht vom Krieg betroffen wäre. Alle haben jemanden aus der Verwandtschaft im Krieg verloren.»

Die Armenier haben eine starke Identität im Christentum. «Armenier sein, heisst christlich sein. Für uns war traumatisch-traurig, dass ganz alte Kirchen, einige er ältesten der Welt, die von Armeniern erbaut wurden, in der Region Karabach, dort wo wir Land verloren haben, jetzt zu Aserbaidschan gehören, einer muslimischen Nation. Gezielt zerstören sie diese alten, christlichen Spuren, selbst wenn nicht die ganze Kirche zerstört wird, dann werden zumindest die armenischen Spuren ausgelöscht. Zum Teil werden auch die Hinweise zerstört, dass es sich um eine christliche Stätte handelte Manchmal zirkulieren auch Videos, in denen gezeigt wird, wie lachende Menschen Kreuze zerstören. Das ist sehr, sehr traurig.»

Zerstörung von Kulturgütern hatten islamistische Züge

«Für die islamische Welt ist Aserbaidschan relativ säkular», erklärt Dave Büttler. «Das islamische Brudervolk sind die Türken, unter Erdogan fand eine grosse Islamisierung statt. Erwiesen ist, dass tausende Islamisten aus dem syrischen Bürgerkrieg in Karabach kämpften, teils von den Türken finanziert. Es gab Videos von Leuten, die ‘Allahu akbar’ riefen, auf Kirchen standen und die Dinge kaputt schlugen. Die Zerstörung der Kulturgüter hatten islamistische Züge. Es handelt sich auch um einen Ethnozid. Und da das christliche auch armenisch ist, wird vieles davon ausgelöscht.»

Geschichte wird neu geschrieben

«Aserbaidschan schreibt die Geschichte neu und bezeichnet sich als ältestes Volk der Region», beobachtet Agnes Büttler-Avagyan. «Die Frau von Diktator Alijew ist Sonderbotschafterin für Denkmalschutz in der UNESCO.»

Durch das Öl ist sehr viel Geld vorhanden. Dave Büttler: «An der Humboldt-Universität in Deutschland wird ein Lehrstuhl über Turkmenologie finanziert.» Da würden Artikel publiziert, die aserbaidschan in ein einseitig gutes Licht rücken.

Hoffnung vorhanden

«Es ist aber auch Hoffnung vorhanden. Armenien verfügt über eine dynamische Jugend, die auch IT-Affin ist und durch die Diaspora vernetzt denkt.»

Politisch sei die Wertegesellschaft Europa tot. «Während dem Karabach Krieg wurde die Pipline zu Aserbaidschan eröffnet.» Wichtig sei dass, Aserbaidschan wegen den Kulturgütern Druck erhält. «Es sind wertvolle Schätze die verloren gehen können. Armenien wurde vom Westen oft enttäuscht, auch während dem Genozid.»

Europa müsse aufpassen, weil das Christentum keine westliche Religion ist. «Dort wo es seine Ursprünge hat, ist die Zahl der Christen massiv am sinken.» Nun gelte es aufzupassen, dass die letzten Bastionen Armenien und Georgien nicht auch noch fallen.

«Wir haben die Hoffnung im Blut», Agnes Büttler-Avagyan.

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