150 Jahre Christkatholische Franziskanerkirche Solothurn – Ein Ort zwischen Spiritualität und Kunst - 11. September 2024
Die Christkatholische Franziskanerkirche in Solothurn blickt auf eine lange und bewegte Geschichte zurück. Bereits seit 1874 finden in dieser Kirche christkatholische Gottesdienste statt, nachdem sie vom Kanton zur Verfügung gestellt wurde. Nur drei Jahre später, 1877, konstituierte sich die christkatholische Kirchgemeinde Solothurn und wurde vom Regierungsrat als Landeskirche anerkannt. Seit 1896 ist die Kirchgemeinde Eigentümerin des Gebäudes. Doch nicht nur die historischen Meilensteine machen diese Kirche zu einem besonderen Ort, sondern auch ihre kunstvolle Gestaltung, die vor 30 Jahren im Rahmen einer umfassenden Renovation einen neuen Höhepunkt fand.
Zwischen 1994 und 1996 wurde die christkatholische Franziskanerkirche umfassend renoviert. Das Hauptziel der Umgestaltung war es, die liturgischen Handlungen näher zur Gemeinde zu bringen. Im Rahmen eines Wettbewerbs wurde die Neugestaltung des Altarraums ausgeschrieben, bei der Roswitha Schild als Jury-Präsidentin fungierte. Der Wettbewerb wurde von den Künstlern Jörg Mollet und Adelheid Hanselmann mit ihrem Projekt CANTUS FIRMUS gewonnen. Diese Installation hat bis heute nichts von ihrer Faszination verloren und prägt den gesamten Gemeinderaum mit einem tiefen, blauen Klang.
Die Installation bezieht sich auf den Sonnengesang des heiligen Franz von Assisi und übersetzt die zehn Strophen dieses Gebets in Segel aus Shoji-Papier, die in einem kräftigen Lapislazuli-Blau leuchten. Oben thronen vier Sternensegel, an den Seitenwänden werden die vier Jahreszeiten und die vier Elemente dargestellt. Diese künstlerische Umsetzung verleiht der 700 Jahre alten Kirche eine tiefe Symbolkraft, die auch heute noch aktuell ist.
Eine moderne Perspektive auf Spiritualität und Naturwissenschaften
Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der Schweizerischen Lukasgesellschaft findet am Samstag, dem 14. September 2024, um 17 Uhr ein besonderes Podiumsgespräch statt. Unter dem Patronat der Lukasgesellschaft werden dabei die spirituellen und ökologischen Dimensionen der Installation CANTUS FIRMUS diskutiert. Die Podiumsteilnehmenden – der Künstler Jörg Mollet, die Kunsthistorikerin Adriana Basso, der Mediävist Dr. Martin Rohde und Elisabeth Ambühl-Christen, die Koordinatorin der Kirchgemeinde Franziskanern – beleuchten die verschiedenen Facetten des Werks aus ihren jeweiligen Fachperspektiven.
Elisabeth Ambühl-Christen betont: „CANTUS FIRMUS hat eine einzigartige Fähigkeit, die Gemeinde in das liturgische Geschehen zu integrieren. Es ist ein lebendiger Ausdruck der Verbindung von Kunst und Spiritualität, der in der heutigen Zeit noch bedeutender geworden ist.“ Sie fügt hinzu: „In einer Zeit, in der ökologische Fragestellungen zunehmend an Bedeutung gewinnen, bietet uns die Kunst in der Kirche einen wertvollen Reflexionsraum. Die Installation lädt dazu ein, über die Verbindung von Spiritualität und ökologischen Naturwissenschaften nachzudenken.“
Vernissage und neue Dokumentation
Nach dem Podiumsgespräch findet die Vernissage zur neu verfassten Dokumentation der Installation statt. Die zuvor vergriffene Dokumentation wurde überarbeitet und erscheint nun in Form eines Faltbulletins und Karten, die die wesentlichen Elemente von CANTUS FIRMUS neu beleuchten. Anschließend lädt die christkatholische Kirchgemeinde zu einem Apéro ein, um den Abend in geselliger Atmosphäre ausklingen zu lassen.
Ambühl-Christen erläutert weiter: „Die Vernissage ist eine Gelegenheit, nicht nur die Geschichte der Kirche zu würdigen, sondern auch den Dialog zwischen Kunst, Spiritualität und aktuellen ökologischen Herausforderungen zu fördern. Wir möchten, dass die Menschen die Kirche nicht nur als Ort der Gottesdienste, sondern auch als Raum für Austausch und Inspiration wahrnehmen.“