Drei Weissrussland-Vorträge im Kanton Solothurn: Eine europäische Nation im Unruhe-Zustand - 10. März 2021
Weissrussland gilt als die letzte Diktatur in Europa. Seit den Präsidentenwahlen vom vergangenen August ist das Land nicht mehr richtig zur Ruhe gekommen. Das Hilfswerk «Kirche in Not» steht der Kirche im Land seit vielen Jahren bei. Kürzlich sprach der Jesuiten-Pater Johannes Kahn in der Schweiz über die Situation betreffend der Glaubensfreiheit im Land.
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«Ein grosser Teil von Weissrussland gehörte früher zu Polen», erklärt Pater Johannes Kahn, der oft in Weissrussland tätig war, im Gespräch mit Livenet. «Es gibt neben den Weissrussen viele Polen, Russen und Ukrainer im Land und auch Litauer.»
Das Land zählt rund 9,5 Millionen Einwohner, von denen sich etwa 60 Prozent zu einer – meist christlichen – Glaubensrichtung bekennen. «Von diesen 60 Prozent sind rund 80 Prozent mit der russisch-orthodoxen Kirche verbunden, weitere zwölf Prozent sind katholisch und dazu gibt es verschiedene Minderheiten.»
Fünfmal so gross wie die Schweiz, grenzt das in Osteuropa gelegene Weissrussland an Russland, die Ukraine, Lettland, Litauen und Polen. «Es ist ein flaches, wunderschönes Land.»
Einschränkungen für ausländische Pastoren
Das Volk ist leidgeprüft durch Kriege, erläutert Pater Johannes, «weil Weissrussland auf dem Weg der Kriege liegt – zum Beispiel beim Zweiten Weltkrieg, da hat jede Familie gelitten.»
Dennoch seien die Einwohner gastfreundlich und friedlich. «Das konnte man auch nach den Präsidentenwahlen sehen. Jüngere und ältere Menschen demonstrieren friedlich, sie liefern sich keine Kämpfe mit der Polizei. Sie möchten die gleiche Freiheit wie die Nachbarn Polen, Lettland und Litauen.»
Eine gewisse Freiheit sei vorhanden. «Die Menschen dürfen beten, pilgern, Katechese betreiben und so weiter. Einheimische haben keine grossen Probleme, wenn sie sich nicht gegen die Regierung auflehnen. Aber die ausländischen Seelsorger bedürfen einer Genehmigung, um pastoral tätig zu sein – da spürt man die Begrenzung.»
«Keine Erlaubnis»
In Weissrussland erhalten die Priester und Ordensleute keinen Lohn vom Staat. «Deshalb sind sie auf die Hilfe von Wohltätern angewiesen. ‚Kirche in Not‘ hilft uns schon seit langen Jahren.» Die Herausforderungen sind beachtlich, auch aufgrund der Grösse der Nation.
Was die Einschränkungen betrifft, sind in der jüngeren Geschichte kaum Verbesserungen gesichtet worden: «Es ist stabil, wie vor 20 Jahren. Es hat sich nicht viel oder gar nicht verbessert.» Oft hängt es von den Beamten ab, die in einer Region leben – wen sie haben wollen und wen nicht. «Sprich: Ich mit meiner russischen Staatsbürgerschaft dürfte normalerweise einen Vorgeschmack haben, in Weissrussland tätig zu sein, denn es sind Freundschaftsvölker. Aber nein, ich habe keine Erlaubnis. Ich hätte vor zweieinhalb Jahren nach Weissrussland gehen sollen, aber ich habe keine Genehmigung erhalten, als Priester tätig zu sein.»
«Ein sehr schönes Land»
Das Land aber sei sehr schön «und sauber gehalten. Die Menschen sind sehr eifrig beim Ordnung halten, es wird sehr auf die Sauberkeit geachtet, nicht nur in den grossen Städten, sondern auch auf dem Land, in den Wäldern und den Stränden. Die Menschen sind auch sehr tüchtig.»
Positiv im Land sei, dass viele Personen zwar weit zur Arbeit reisen müssen, «doch die öffentlichen Verkehrsmittel sind sehr günstig und sie können es sich erlauben, mit dem Zug zur Arbeit zu fahren.»