«Ein Klage-Psalm mit einer Hoffnung» - 14. April 2021
«Die Botschaft des Liedes ‘Lost’ lässt sich am besten mit dem Video erklären, das gleichzeitig mit dem Song erschienen ist», sagt David Bhend, alias DaFOO, ist Sozialdiakon mit Schwerpunkt Jugendarbeit in der Reformierten Kirche Oftringen. «Im Video ist ein Junge zu sehen, der in einem leeren Haus herumläuft. Drinnen ist vieles kaputt. Er sucht nach einem Ausweg, aber er ist total alleine …»
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Danach erfolgt im Video zu Song «Lost» ein Szenenwechsel. «Man sieht Leute im Gefängnis, die Gefangen sind. Eine Frau und ein Mann, die beiden möchten raus. Doch sie sind hinter Gitterstäben. Wenn man im Video etwas mitdenkt, merkt man, dass es die Eltern des Jungen sind.»
Die Hoffnung im Song ist, dass die Eltern zuletzt freikommen. Und der Junge findet ein Fenster mit Ausblick nach draussen. «Nicht von ungefähr ist ‘Lost’ das Trendwort der Jugendlichen im Jahr 2020 gewesen. Es sagte einiges aus, auch für mich, der immer wieder in einer Beobachtungsrolle miterlebt, wie immer wieder Jugendliche versuchen, mit dem Leben zurecht zu kommen, dies aber nicht können und die Eltern sind Gefangene, weil sie nicht helfen können.»
Klagepsalm mit Hoffnung
«Es ist ein Klage-Psalm, aber er hat eine Hoffnung. Im Lied heisst es: ‘I wanna sing for you, I wanna win the world for you’, also ‘Ich will wieder singen und ich will die Welt für dich gewinnen’, etwas grosses anzureissen und eine Bedeutung zu haben, das steckt tief in uns Menschen drinnen – und das ist die hoffnungsvolle Botschaft von diesem Lied.»
Bald erscheint auch «Bubble»
Bald erscheint zudem das Lied «Bubble». «Das Wort ‘Bubble’ ist mir im vergangenen Jahr erstmals so richtig begegnet, als ich intensiv den Wahlkampf in den USA mitverfolgte, ich hörte Journalisten und Experten sagen, dass die Wählerinnen und Wähler – gleich ob von Trump oder Biden – beide in einer Bubble stecken. Sie haben ihre Ansicht und sind nicht bereit, andere zuzulassen.»
Gleichzeitig zeigte ihm eine Kollegin einen Netflix-Dokumentar-Film namens «Social Dilemma». «Dort drinnen berichten Leute von sozialen Medien, wie vieles gesteuert ist. Wir stark der Mensch das Produkt ist, das beworben und analysiert wird – und wir stark Algorhythmen eine eigene Welt hinzaubern.»
Nicht eigene Realität
Mir fiel ein Zwanziger runter, als ich kurz vor Weihnachten in der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» eine Studie las, wonach tausende Studenten kein Interesse haben, mit Andersdenkenden zusammen zu arbeiten – akademische Menschen, die nicht bereit sind, mit Andersdenkenden an einen Tisch zu sitzen. Das und eigene Erfahrungen bewegten mich dazu, diesen Song zu produzieren – mit dem Fragezeichen: Wollen wir so leben? In unserer eigenen Bubble? In unserer eigenen Welt, wo wir genau wissen, wie schnell sie platzen und nicht unsere eigene Realität ist.»