Klagemauer zu verschenken – Rege benutzt, soll sie nun andernorts dienen - 30. Juni 2021
Die Reformierte Kirchgemeinde Oftringen verschenkt ihre Klagemauer. Fast eineinhalb Jahre lang konnten die Einwohner Gebets-Zettelchen in die Backstein-Ritzen stecken. Nun soll das kurz vor dem Lock-down installierte Werk – falls eine interessierte Gemeinde gefunden wird – andernorts dienen.
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«Im vergangenen Jahr hätten wir 100 Jahre Kirchgemeinde Oftringen gefeiert, in jedem Jahr wollten wir etwas für das Dorf tun», erinnert sich Sonja Neuenschwander, die in der Kirchgemeinde verantwortlich ist, für Soziales, Diakonie und verschiedene Projekte. «Die Klagemauer war das März-Projekt, wir fertigten sie gerade noch vor dem Lock-down an – wir merkten dann, dass es das Idealste war, was wir tun konnten.»
Während dem Lock-down wurde sie rege benutzt. «Man wusste nicht, was abgeht. Die Leute konnten einfach kommen, Zettelchen nehmen und ihre Gebete und Sorgen aufschreiben und zwischen die Ritzen der Backsteine stecken. Es hat auch jetzt noch ein paar, sie wird immer noch benutzt.»
«Es ist zwischen Mensch und Gott»
Die Kirche steht direkt neben dem Schulhaus. «Hier hält auch das Elterntaxi. Wir wissen nicht, wer alles kommt. Im Gästebuch der Offenen Kirche stehen auch viele ausländische Sprachen. Es ist wirklich von der Bevölkerung benutzt worden.»
Statistik wurde keine geführt, «und was auf den Zetteln steht, ist zwischen dem Menschen und Gott. Wir räumten von Zeit zu Zeit die Zettelchen heraus und entsorgten sie – ohne sie anzuschauen.»
Klagemauer soll weitergegeben werden
Nach bald eineinhalb Jahren soll die Klagemauer nun weitergegeben werden. «Es ist eine gewisse Müdigkeit aufgekommen, sie ist zur Normalität geworden. Deshalb haben wir beschlossen, sie weiter zu verschenken, damit sie einer anderen Gemeinde nützlich ist.»
Sonja Neuenschwander weiter: «Uns würde es Schade dünken, sie jetzt auseinanderzunehmen und zu entsorgen. Wir würden sie gerne einer anderen Gemeinde zur Verfügung stellen, damit sie es gebrauchen kann und die Bevölkerung dadurch ansprechen.»
Klagemauer anonym
Interessenten können sich bei der Kirchgemeinde melden, je nach Möglichkeit kann sogar der Transport organisiert werden.
Spannend an der Klagemauer sei, dass sie anonym ist. «Das spricht die Leute an, die nicht unbedingt in einen Gottesdienst sitzen, aber die das Bedürfnis haben, auf eine Weise mit Gott zu kommunizieren oder die wissen, dass ein Gott da ist – dieses niederschwellige Angebot von Gebet finde ich sehr spannend.»